3 Marokko I

15. Januar 2008

Die letzten zwei Wochen in der Schweiz waren mehr als nur ausgefüllt: Die Wohnung in Deutschland räumen, letzte Einkäufe tätigen (Weihnachten und Afrika), sortieren und sortieren und aufräumen und wichtige Diskussionen (wie viel Aromat sollen wir einpacken? Was kommt aufs Dach? Wohin verräumen wir die Kamera? etc.). Weihnachten mit unsern Familien war sehr schön. An Andis 31. Geburtstag trafen sich nochmals alle in Lostorf zu einem Abschiedsessen. Und dann kam der wehmütige und tränenreiche Abschied. Um 23 Uhr trafen wir bei Tom und Debbie ein, packten ihre Sachen und fuhren los.

Etwa um 10 Uhr morgens erreichten wir die spanische Grenze. Etwa gleichzeitig erreichte uns eine SMS, dass die Paris-Dakar abgesagt wurde wegen der Attentate in Mauretanien. An Weihnachten wurden vier Franzosen auf der Route d’Espoire vorsätzlich erschossen, wenige Tage später 3 Soldaten im Norden des Landes. Wir hatten schon zuvor beschlossen, dass wir deshalb wohl unsere Atar-Chinguetti-Tidjikja-Tour absagen müssen. Mit der Absage der Paris-Dakar war für uns klar, dass wir Mauretanien nur der Küste entlang befahren werden. So schade! Wir hatten uns so auf diese Tour weitab von Tourismus gefreut! Doch wir werden nun etwas länger in Marokko bleiben und dort ein paar kleine Sahara-Touren machen.

Nach einem kurzen Besuch der Alhambra in Granada ergatterten wir Fährentickets für nur 85 Euro insgesamt! Gut gelaunt warteten wir in Algeciras auf die Fähre. Doch offenbar haben wir wirklich die Billig-Linie erwischt. Die Überfahrt inkl. Beladen und Entladen dauerte fast 8 Stunden? Egal, wir sind nun in Afrika!

Am nächsten Tag erreichten wir Casa Blanca. In meinem alten Führer war noch zu lesen, dass die Stadt 2.5 Mio. Einwohner habe (1989). Heute sind es 6.5 Mio.! Die Stadt ist lebendig und chaotisch und stinkend und hässlich und farbig und faszinierend! Wir wurden von unsern marokkanischen Freunden zu einer herrlichen Tajine eingeladen und gaben ihnen die mitgebrachten Bibeln (in Marokko ist es nicht möglich, Bibeln zu kaufen). Sie erzählten uns viel über das Leben in Casa, ihre Arbeit und die marokkanische Kultur. Es war ein richtig toller Tag! Und vor allem konnten wir unsere Vorurteile abbauen, von wegen Aufdringlichkeit der Marokkaner. Wir erlebten sie auch mitten in der Altstadt als zuvorkommende und humorvolle Menschen! Nun sind wir richtig motiviert, unsere Zeit in Marokko auszudehnen auf Kosten der Mauretanien-Tour!

Als nächstes stand Marrakech auf dem Programm. Der Höhepunkt dort war ein Hamam-Besuch. Eine junge Frau, die ein paar Worte französisch sprach, betreute uns super! Die Männer erhielten sogar eine Massage à la Berber (soll nicht so einfühlsam sein, aber authentisch. Debbie erwies sich als die beste Preis-Verhandlerin, sie ist da knallhart. So genossen wir den Tag in den Souks und kamen ziemlich erschöpft Abends wieder auf den Campingplatz zurück.

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Bei der Überquerung des grossen Atlas hatte es Schnee an den Strassenrändern. Die Strecke ist wunderschön! Weiter ging es Richtung Osten durch die Route der Kasbahs bis zu den wunderschönen Sanddünen des Erg Chebbi. Hier nahmen wir uns einen Ruhetag (der schlussendlich nur wenig ruhig war, wir mussten waschen, Kocher reparieren, am Auto das eine oder andere rumbasteln). Und natürlich ging es mit unserm Auto noch ab in die Dünen! Das war der unbestrittene Höhepunkt! Ohne die beiden deutschen Landys mit Philip und Steffi sowie Sigi und Michaela hätten wir uns wohl nicht so gewagt. Doch sie fuhren uns mutig vor – nachdem wir etwas Luft abgelassen hatten, kamen auch wir fast überall hoch! Wow, das ist ein Feeling!

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Am nächsten Morgen gings los auf unsere erste Sahara-Tour. Ausgerüstet mit Wasser, Diesel, Essen und GPS-Wegpunkten machten wir uns auf den Weg nach Zagora. Die Strecke ist wunderschön! Wir genossen es durch Dünen, über Chotts, steinige Pisten und feinsandige Strecken zu fahren. Der Höhepunkt war unser Übernachtungsplatz, ein abgelegenes Plätzchen in einem kleinen sandigen Tal – ganz für uns alleine! Nun aber freuen wir uns wieder auf eine warme Dusche auf dem Campingplatz.