19 Uganda

31. August 2008

Kabale – Lake Bunyonyi – Queen Elizabeth NP – Kagando – Fort Portal – Murchinson Falls NP – Kampala – Jinja

Nach einem sehr unproblematischen Grenzübergang erreichten wir das Städtchen Kabale. Wie auch in Tansania sind die Gebäude hier der Telekommunikation gewidmet: Die Häuser sind entweder pinkfarben, leuchtend blau oder rot-gelb gestrichen, das alles zu Werbezwecken für den jeweiligen Telecom-Anbieter. Wenn man diese Strassenorte auch bestimmt nicht als schön beschreiben kann, so sind doch der ganze Betrieb, das Markttreiben, die völlig überladenen Velos, Motorräder und Sammeltaxis, die Schafe die durch die Strassen getrieben werden, die wild gackernd Hühner die zwischen den Rädern hindurch über die Strasse rennen und die Kinder, die sich neugierig ums Auto scharen ein ganz eigenes Erlebnis.

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Ganz in der Nähe liegt der wunderschöne Lake Bunyonyi, der inmitten einer hügeligen, mit malerischen Terrassen versehenen Landschaft liegt. Der See hat unzählige Seitenarme (so Vierwaldstättersee-Miniature) und kleine Inseln, die man wunderbar mit dem Kanu erkunden kann. Wir kriegten aber kein normales Kanu, sondern einen Einbaum, ein aus einem ausgehöhlten Baumstamm angefertigtes Boot, wie es schon seit hunderten von Jahren von den Fischern hier benutzt wird. Da diese Dinger nicht einfach zu steuern sind, fuhren wir etwas im Zickzack durch die wunderschöne Landschaft. Als abends ein Overlander-Truck auftauchte, hörten wir jemanden in berndeutsch rufen: „Dieses Auto kenne ich doch!“ Es war Jörg aus Signau, den wir im Ngorongoro-Krater in Tansania kennen gelernt hatten. Afrika ist ja schon klein… Bei einer Flasche Wein tauschten wir später am Abend unser Reise-Abenteuer aus.

Der nächste Tag war für uns ein Feiertag: Wir hatten unser „verflixtes 7. Ehejahr“ erfolgreich hinter uns gebracht! Das musste natürlich gefeiert werden: Wir buchten für einmal ein Zimmer in einer Lodge, die wunderschön am Rand des Grabenbruchs gelegen ist, mit phantastischer Aussicht über die Ebene des Queen Elizabeth Nationalparks, natürlich mit einem feinen Znacht und einem Frühstücksbuffet. Im Nationalpark wollten wir am nächsten Morgen eine Wanderung zu den Schimpansen machen. Die Tiere sind an Menschen gewöhnt, so dass man sie in Ruhe beobachten kann. Unser Guide versuchte anhand der Geräusche herauszukriegen, wo sich die Tiere gerade aufhielten. In der schmalen Schlucht ist dies nicht gerade einfach, so dass wir den Fluss zweimal über einen Baumstamm balancierend überqueren mussten! Doch die Mühe lohnte sich, wir konnten diese interessanten Tiere aus nächster Nähe beobachten.

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Ansonsten fanden wir den Park recht enttäuschend: Eine Hauptstrasse führt mitten durch den Park, und überall gibt es Dörfer, für uns kein richtiger Nationalpark! Ausserdem gab es nur wenige Tiere zu sehen, und wenn, dann waren sie sehr scheu. Es würde uns nicht erstaunen, wenn hier viel gewildert würde. Trotzdem campten wir im Park, auf einem einsamen Fleck am Fluss mit schöner Aussicht und spannenden Tiergeräuschen. Nachdem wir das schönste Plätzchen geschnappt hatten, kam ein weiteres Auto angefahren: Ein kanadisch-schweizerisches Paar auf Weltreise, wieder verbrachten wir einen schönen gemeinsamen Abend!

Am nächsten Tag platzten wir ganz unerwartet bei „Doktor Sigird“ herein, einer deutschen Ärztin, die wir während unseres Studiums in Stuttgart kennen gelernt hatten. Eigentlich wollten wir uns ja per Email anmelden, aber unsere Reiseplanung war etwas lasch geworden, und in den Tagen zuvor war kein Internetcafe vorhanden, bzw. Stromausfall. So beschlossen wir, spontan vorbei zu gehen. Sigrid, die von unserm spontanen Besuch schon etwas überrumpelt war, zeigte uns ihren Arbeitsplatz, denn Krankenhäuser in Afrika sind völlig anders aufgebaut als bei uns. Den Patienten werden nur das Bett und die Matratze zur Verfügung gestellt, Betttücher, Essen und Pflege müssen die Angehörigen bereitstellen. Die Krankenzimmer sind sehr gross, es stehen 10 oder mehr Betten in einem Raum und es herrscht reger Betrieb, da jeder Patient seine Familie in der Nähe hat. Im Garten wird gekocht, es werden Kleider gewaschen und es wird viel gelacht! Und Sigrid erzählte uns viel über ihre Arbeit, die schönen und auch schwierigen Seiten ihres Lebens in Uganda.

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Dann machten wir uns auf zu den Kraterseen in der Region von Fort Portal. Hinten im Auto sassen Veronika und Johannes, die beiden waren gerade auf Besuch bei der WG-Kollegin von Sigrid. Wir fanden einen wunderschönen Campingplatz am Nkuruba Krater, und zu unserer Freude wimmelte es hier von seltenen Colobus-Affen. Leider regnete es in Strömen und es war eisig kalt. Als der Regen etwas nachliess, machten wir einen „Forest Walk“, der uns etwa eine Stunde durch den regendurchtränkten Dschungel führte, ein geniales Erlebnis! Doch in Uganda fing der Regen an, uns anzuhängen. „Aues nass u gruusig, schalalala“ sangen wir jedes Mal, wenn wir das Zelt wieder nass zusammenklappen mussten oder sich der Campingplatz in einen schlammigen Acker verwandelt hatte.

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Da wir unbedingt die Ausläufer des riesigen Kongobeckens sehen wollten, fuhren wir in den Semiliki NP. Die Fahrt führte dem wunderschönen Ruwenzori-Gebirge entlang, welches von seinen ersten Entdeckern „Mondgebirge“ genannt wurde. Noch nie zuvor hatten wir so steile Felder gesehen, und Conis Geografen-Blick entdeckte natürlich alarmierende Zeichen von Bodenerosion. Und dann tat sich vor unsern Augen die weite Ebene des Kongobeckens auf. Auf eine genauere Erkundung des Gebiets verzichteten wir, da wir nicht schon wieder Nationalpark-Eintritt bezahlen wollten. Dafür besuchten wir ein Dorf, das vom Pygmäenstamm der Batwa bewohnt wird. Diese Menschen leben (wohl) noch immer als Sammler und Jäger im Regenwald des Kongo. Oft wird aber ihr Lebensraum zerstört, so dass sie „umgesiedelt“ werden müssen. Der Besuch war, wie erwartet, eine triste Angelegenheit. Es war mehr oder weniger eine mit viel Eintrittsgeld erworbene Gelegenheit, sich eine Stunde lang anbetteln zu lassen. Die Batwa sagten zwar, dass es ihnen in diesem Dorf besser gefalle als in ihrem alten Leben, doch blieb bei uns ein fader Nachgeschmack zurück.

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Eine lange Fahrt nordwärts führte uns dann in den Murchinson Falls Nationalpark. Hier trafen wir „Doktor Sigrid“ wieder, welche zufällig an diesem Wochenende mit zwei Freundinnnen hierher kam. Den Höhepunkt dieses Parks bilden zweifellos die Wasserfälle, der weisse Nil stürzt hier tosend in die Tiefe. Doch auch die Tierwelt hier ist sehr schön, wir sahen verschiedenste seltene Antilopenarten und ein Rudel Löwen, und auf einer Bootsfahrt zu den Wasserfällen waren wieder einmal unzählige Hippos und Krokodile zu sehen.

Dann mussten wir uns von Sigrid verabschieden und fuhren nach Kampala. Dummerweise fanden wir den Weg auf den Campingplatz nicht auf Anhieb und landeten inmitten des grössten Chaos im Zentrum von Kampala. Wir sind ja nun schon durch viele afrikanische Städte gefahren, aber so was haben wir noch nie erlebt! An jeder Kreuzung verkeilen sich die Sammeltaxis völlig ineinander, dazwischen schieben sich noch die unzähligen Motorrad-Taxis, und Fussgänger versuchen sich durch jede noch so kleine Lücke zu schieben. Auch wir schafften wir es hier nicht ganz ohne Kratzer wieder heraus.

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Wie jede grosse Stadt war Kampala für uns nur Versorgungs-Station: Wir organisierten das Äthiopien-Visum (sehr unkompliziert, 24h), liessen bei Yusuf zwei neue Stossdämpfer einbauen und kauften im grossen Einkaufszentrum ein. Als wir zum Auto zurückkamen, war das Schloss aufgebrochen, und das trotz der vielen Sicherheitsleute auf dem Parkplatz! Es wurde zwar nur der Rucksack mit den Büchern gestohlen – darunter befand sich aber unter anderem Conis Reisetagebuch und Andis Bibel, wo er während unserm Theologie-Studium all seine Notizen hineingeschrieben hatte. Was für ein Frust!

Anstatt am nächsten Morgen früh loszufahren, mussten wir nun ein neues Schloss einbauen und einen Polizeirapport für die Versicherung erstellen lassen. Während Andi bei Yusuf in der Garage blieb, musste Coni wohl oder übel ein Motorrad-Taxi nehmen. Selbstverständlich wird ohne Helm gefahren, dafür im Slalom zwischen den Autos hindurch, in die falsche Richtung durch den Kreisel oder Vollgas durch alle Schlaglöcher. Die Polizei war sehr freundlich und schrieb den Bericht ungefähr dreimal auf (Kopien sind teuer, Arbeitskräfte billig!). Danach musste aber die Rapport-Gebür auf einer ganz bestimmten Bank einbezahlt werden (bestimmt zur Korruptions-Bekämpfung), das heisst, wieder Taxi, eine Stunde Schlange stehen in der Bank und mit der Quittung wieder auf den Polizeiposten. Nach ungefähr vier Stunden war dann der Rapport fertig und auch Yusuf wieder abfahrtsbereit!

Und nun brauchten wir Adrenalin: Wir wollten das berühmt-berüchtigte Riverrafting an den Nilquellen erleben! Bevor wir zusagten, erkundigten wir uns aber genau über die Unfallstatistik und waren einigermassen beruhigt. Und es wurde ein genialer Tag! Auf den ersten Kilometern erhielten wir eine Schulung und übten alle möglichen Manöver. Und dann ging’s los mit den richtigen Stromschnellen! Schon bei der ersten flog Andi in hohem Bogen aus dem Boot. Doch es waren etwa zehn Sicherheits-Kanufahrer dabei, die einem sofort wieder zum Boot zurückzogen. Insgesamt kenterte unser Boot zweimal, und zweimal flogen wir auch sonst hinaus und es war ein riesiger Spass! Da es den ganzen Tag keinen einzigen Halt gab, musste man ins Wasser …ihr wisst schon was. Als Coni zu diesem Zweck schwimmen ging, hörten wir plötzlich einen Kanufahrer rufen, er habe ein Krokodil gesehen… Abends kriegten wir noch die Filmaufnahme unseres Trips zu sehen, das DVD mussten wir natürlich kaufen! Und am nächsten Morgen hielt uns nichts mehr in Uganda, wir überquerten die Grenze nach Kenia.