10 Burkina Faso + Ghana

26. März 2008

Als wir in der Hauptstadt Ouagadougou ankamen, wollten wir erst mal abklären, wie wir mit der Autoverschiffung (von Ghana nach Südafrika) vorgehen müssen. Die Telefonate waren nicht gerade ermutigend: Nicht nur, dass alles teurer ist als geplant, die Verschiffung dauert auch zwei Wochen länger, als wir gerechnet haben! So fielen unsere Sightseeing-Pläne für Burkina Faso leider ins Wasser. Das einzige, was wir in Burkina noch besichtigten, waren die farbig bemalten Lehmburgen im Süden des Landes. Ganz in der Nähe fanden wir einen wunderbaren Platz in der Savanne, wo wir völlig alleine und ohne jeden Lärm übernachten konnten. Was uns aber am meisten beeindruckte war, dass die Burkinabe es fertigbringen, vier Schafe auf einem Velo oder Töffli zu transportieren!

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Am nächsten Morgen früh überquerten wir die Grenze nach Ghana, was wieder absolut problemlos verlief. Dummerweise wechselten wir kein Geld an der Grenze, da wir uns nicht über den Wechselkurs informiert hatten. Wir wollten in der nächsten Stadt Geld wechseln, doch schlussendlich mussten wir mehr als 200 km fahren, bis wir endlich eine Wechselstube fanden. Das Problem dabei war, dass der Diesel bedenklich dem Ende zu ging. Als wir endlich Geld zum tanken hatten, war der Tank bis auf den letzten Tropfen leer. Hier machten wir auch unsere ersten Begegnungen mit Ghana. Die Menschen hier sind sehr offen und freundlich. Oft quatschen sie uns an, nur um ein kleines Schwätzchen zu halten, und ganz ohne die Absicht, uns etwas zu verkaufen. Dies war für uns am Anfang ziemlich ungewohnt. Doch es ist richtig süss, wenn kleine Schulmädchen daherkommen und an uns ihr Schulenglisch ausprobieren, und es macht Spass an den Strassenständen oder in einer Bar etwas mit den Leuten zu schwatzen. Eine witzige Besonderheit ist, dass die Menschen überall an kleinen Plastiksäcken saugen – um das Trinkwasser erschwinglich zu machen wird es hier in Säcken verkauft!

Um wenigstens ein bisschen was von Ghanas Norden gesehen zu haben, machten wir einen kurzen Stopp bei wunderschönen Wasserfällen nahe von Techiman. Der freundliche junge Amerikaner, der uns alles zeigte, erklärte uns, dass er mit den Leuten hier ein nachhaltiges Tourismuskonzept entwickelt. Ein paar Kilometer später begann es einzudunkeln – schlechte Voraussetzungen zum Fahren auf Strassen voller Schlaglöcher! So hielten wir im nächsten Ort und schauten für eine Übernachtungsmöglichkeit. Da es kein Guesthouse gab, wurden wir zum Dorfältesten gebracht. Dieser empfing uns sehr freundlich und erlaubte uns, vor seinem Haus zu campen – er versicherte uns, dass wir dort in Sicherheit seien! Am nächsten Morgen wurden wir zum ersten Mal nicht mehr vom Muezzin geweckt. Aber um halb sechs wachten wir trotzdem auf – von Live-Gospelmusik! Offenbar hatte die Kirche genau neben unserm Auto in aller Frühe ein Gebetstreffen, und da wir sowieso sehr früh aufbrechen wollten, war es für uns ein schönes Erwachen!

Im Hafen von Tema konnten wir in kurzer Zeit eine Verschiffungsmöglichkeit für Yusuf finden. Wir mussten aber noch vier Tage warten, bis es so weit war, und so verbrachten wir die Zeit an einem palmenbewachsenen Strand nahe von Accra, der aber alles andere als einsam war. Der Strand war voller Fischerboote, grosse Holzkanus, die in allen Farben bemalt sind und Namen tragen wie „Jerusalem“ oder „Name of Jesus“. Vor allem morgens bietet sich ein fantastisches Schauspiel: Die schweren Schiffe werden mit vereinigten Kräften den Strand hinunter ins Wasser geschoben, und nun müssen diese Nussschalen durch die hohen Brandungswellen hindurch aufs offene Meer gelangen. Diese Aufgabe ist nicht einfach, oft ist eine Person einzig und allein mit Wasser schöpfen beschäftigt, die anderen mit rudern. Daneben werden unglaublich lange Fischernetze im Meer ausgelegt, die mit Hilfe von langen Seilen vom Strand her langsam herausgezogen werden. An einem Ende des Seiles ziehen jeweils etwa 20 Leute. Der Strand ist aber auch bei den Einwohnern von Accra sehr beliebt, und so bildet sich ein buntes Durcheinander von Schiffen, Fischern, Einheimischen und Touristen. Überall hört man laute Reggae-Musik, Stände mit Fleischspiesschen und Ananas werden aufgestellt und Souvenirs angeboten.

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Am zweiten Tag kamen plötzlich Jamie und Charlene angefahren, die beiden Engländer. Da sie auch nach Südafrika verschiffen wollen, konnten wir alles ein bisschen umbuchen, so dass wir nun einen grossen Container für beide Autos haben. Nebst dem, dass alles ein wenig billiger kommt, ist dieser Container auch höher, so dass wir die Dachlast nicht entladen müssen, und wir können uns ein bisschen mit der ganzen Organisation abwechseln. Wie in Afrika nicht anders zu erwarten, ist die Verladung der Autos nämlich eine komplizierte und zeitaufwändige Sache. Nicht weniger als vier Tage verbrachten wir auf der Schifffahrtsgesellschaft, bis alles erledigt war. Unter anderem wollte uns der Zollbeamte nicht glauben, dass wir aus Europa bis nach Ghana gefahren sind, und uns deshalb die Zolldokumente nicht abstempeln. Und schlussendlich verliess das Schiff erst acht Tage nach dem geplanten Datum den Hafen?

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Aber nun hiess es Abschied nehmen von Yusuf. Er wurde zusammen mit dem Landrover der Engländer in den Container gefahren, schön festgezurrt, und wir hatten plötzlich nur noch unsere Rucksäcke. Wir mussten also lernen, mit Taxis, Trotros (Sammeltaxis) und Bussen vorwärts zu kommen. Das ist eine ganz amüsante Sache, aber manchmal auch recht mühsam, da mit abfahren gewartet wird, bis das Trotro voll ist. Trotros sind meist alte Toyota- oder VW-Busse, die bei uns maximal 9 Sitzplätze haben. In Ghana haben sie normalerweise 4 Sitzreihen mit je 3 Sitzplätzen, also 12 Plätze. Das hindert aber keinen daran, so viele Leute wie irgendwie möglich hineinzustopfen. Einmal teilte ich meine Sitzreihe mit einer 6-köpfigen Familie inklusive Gepäck. Wenn man bedenkt, dass eine solche Familie bei uns normalerweise einen Minivan fahren würde? So ist es immer ein Erfolgserlebnis, wenn man es irgendwie von A nach B geschafft hat.

Die nächsten zwei Wochen wollten wir der Küste entlang nach Westen fahren, der erste Halt war in Cape Coast. Hier übernachteten wir in einem tollen Hotel mit einem kleinen See, in welchem Krokodile leben. Es kam also vor, dass wir an einem Tischchen im Garten ein Cola trinken wollten, und dann lag da ein Krokodil nebenan. Es wimmelte auch von Webervöglen, die ihre kunstvoll gewebten Nestchen meist an Äste über dem Wasser aufhängen. Wie diese es fertig bringen nur mit Hilfe ihres Schnabels und kopfüber hängend aus Grashalmen ein solches kunstvolles Nest zu weben, ist für uns ein Wunder. In der Nähe gibt es einen Regenwald-Nationalpark. Auf dem sogenannten Canopy-Walkway kann man über Hängebrücken von Urwaldriese zu Urwaldriese laufen und so wunderbar die verschiedenen Stockwerke des Regenwaldes betrachten. In Cape Coast gibt es ein schönes Fort, das aber vor allem als Sklavenburg gebraucht wurde. Grauenvoll, was da geschah. Eigentlich wollten wir uns noch ein zweites Fort anschauen, aber das erste hat uns so mitgenommen, dass wir es sein liessen. Leider bekam Andi schon wieder eine Malaria, und so lernten wir auch das Krankenhaus in Cape Coast kennen.

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So war Andi ziemlich ausgelaugt, als wir die Strände im Westen Ghanas erreichten. Doch diese sind ganz einfach traumhaft. Lange sandige Buchten, mit Palmen bewachsen und völlig einsam! Wir verbrachten eine geniale Woche in der Green Turtle Lodge. Die Tage bestanden aus Schwimmen im Meer, Volley spielen, schlafen, lesen, herrlich Essen, Strandspaziergängen, Leute kennen lernen, einer Kanutour durch die Mangrovenwälder und Nichtstun! An Ostern haben wir in den letzten Jahren immer ein Lager geleitet, daher vermissten wir zu dieser Zeit unsere Jugendarbeit sehr, als wir so ganz für uns alleine Ostern feierten. Zum Glück wurde Andi aber wieder fit und munter. Der Nachteil in den feuchten Tropen ist einfach, dass es immer und überall lebt und krabbelt, sei das eine riesige Spinne in der Dusche, Mäuse und Ratten im Zimmer (die jede Nacht Früchte und Brot anknabberten), eine Kobra in der Vorratskammer (die von den Angestellten in einer grossen Aktion totgeschlagen wurde) oder halt einfach den lästigen Moskitos die jede unbesprayte Körperstelle gnadenlos ausnutzen (sei das an den Fusssolen, durch den Stoff der Hosen oder auch ins Augenlid).

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Die Schiffsverladung war noch nicht ganz abgeschlossen, wir mussten noch einmal zurück und bezahlen. So verbrachten wir die letzen beiden Tage in Accra. Wie meistens in Afrikanischen Städten gibt es hier wenige Sehenswürdigkeiten und kaum ein richtiges Stadtzentrum. Aber das Stadtleben an sich ist einfach schon sehenswert: Riesige farbenfrohe Märkte, auf denen man einfach alles kaufen kann, verstopfte Strassen mit teilweise uralten Autos, an Feiertagen eine riesige Menschenmasse am Strand oder Party vor der anglikanischen Kirche. Und das Abenteuer besteht darin, möglichst alles mit dem Trotro zu erreichen und dabei die Orientierung nicht zu verlieren. Daneben ist es auch einfach schön, mal wieder eine funktionierende Internetverbindung zu haben oder einmal chinesisch essen zu gehen. Und heute fliegen wir nach Südafrika, um Yusuf in Empfang zu nehmen!